Offener Brief an die Geschäftsführung der BIM Berliner Immobilienmanagement GmbH Bauzustand in der Fritz-Wildung-Straße
Berlin, 13. November 2017
Sehr geehrte Frau Möhring, Sehr geehrter Herr Lemiss, Sehr geehrter Herr Gendner,
in der vergangen Woche besuchten wir den Container-Standort in der Fritz-Wildung-Straße, der vor einigen Monaten bereits fertig gestellt sein sollte und nach Bauverzögerungen nun zum 30. November 2017 bezugsfertig sein soll. Gerade rechtzeitig, damit 160 Menschen aus der Notunterkunft Rathaus Wilmersdorf dort einziehen können, bevor diese geschlossen wird.
Doch der Besuch, wenige Wochen vor der geplanten Eröffnung, macht deutlich, dass daraus kaum etwas werden wird: Seit dem letzten Besuch vor einigen Wochen hatte sich nahezu nichts verändert, wieder einmal war mitten am Tag kein einziger Arbeiter vor Ort. In nur fünf von ca. 100 Containern gibt es Türrahmen und Heizungen, in keinem Container gibt es Strom, weder Eingangsstufen noch die Vordächer existieren, Jalousien fehlen, die Verkleidungen unterhalb der Container fehlen fast überall usw. Das Gelände selbst ist eine offene Erd-Sand-Fläche, kein Zentimeter ist bisher asphaltiert und wenn es erst einmal anfängt zu regnen und zu schneien, wird die dann gebildete Schlammwüste auch nicht mehr zu asphaltieren sein.
Wir können damit sicher sein: Eine Fertigstellung bis zum 30. November ist nicht mehr realistisch. Wenn weiterhin in diesem Tempo gearbeitet wird sollten wir uns eher auf das Frühjahr, besser auf den Sommer 2018 einrichten. Für die 160 Menschen ist es ein herber Schlag. Für den Bezirk bedeutet es, keinen einzigen Geflüchteten aus den bezirklichen Unterkünften in jenem Bezirk halten zu können, in dem sie integriert sind.
Seit mehr als zwei Jahren haben sich Freiwillige, Schulen, Kindergärten, Ärzte, Sozialdienste und Institutionen im Bezirk nach Kräften bemüht, die Integration dieser Menschen voranzutreiben und sie in die Strukturen des Sozialraumes zu integrieren. Wir haben Kinder und Jugendliche, die hier zur Schule gehen, die Deutsch sprechen, die im Sportverein integriert sind. Wir haben Jugendliche, Erwachsene und Familien, die nicht mehr nur „die Geflüchteten“ sind, sondern inzwischen auch Freunde. Wir sind ihre Bezugspersonen in einem Umfeld, dass sie sich mühsam erschließen mussten. Mit dem erzwungenen Verlassen des Bezirkes werden 7-jährige Kinder zukünftig eine Stunde morgens zur Schule fahren müssen, weil es im neuen Bezirk zu wenig Schulplätze gibt. Eltern werden ihre Kinder zur Schule bringen müssen und so ihre Sprach- und Integrationskurse versäumen. Sie alle werden durch die Nichtfertigstellung aus ihrem Sozialraum gerissen, enge soziale Bindungen gekappt.
Und auch für uns Ehrenamtliche ist das eine Ohrfeige. Wir haben viel aufgebaut, investiert und funktionierende Strukturen geschaffen. Diese Helferstrukturen werden am hiesigen Standort zusammenbrechen, denn Strukturen berufstätiger Ehrenamtlicher lassen sich nicht einfach ans andere Ende der Stadt verlegen.
Es ist unverständlich, warum dieser Bau nicht vorangetrieben und abgeschlossen wird. Der Senat hat zugesagt, sich für eine verlängerte Offenhaltung der NUK Rathaus Wilmersdorf einzusetzen, wenn sich der Bau in der Fritz-Wildung-Straße um ein paar Wochen verzögert. Wir können sicherlich verhandeln, dass die Notunterkunft Rathaus Wilmersdorf noch ein, noch zwei, vielleicht auch vier Wochen länger geöffnet bleibt, damit die Menschen dann in die Fritz-Wildung-Straße ziehen können. Eine Offenhaltung über einen längeren oder sogar unbestimmten Zeitraum aber ist nicht möglich. Zum einen, weil diese Ungewissheit für die Menschen unzumutbar wäre. Zum anderen, weil die Eigentümer der Immobilie das Gebäude anderweitig nutzen wollen und seit Monaten auf die Schließung drängen. Die Eigentümer – das sind Sie, die BIM-Berlin.
Sehr geehrte Damen und Herren, wir bitten Sie inständig: Machen Sie Druck auf das die Container errichtende Bauunternehmen, mobilisieren Sie Ihre Kräfte. Container sind vielleicht komplexer als viele denken. Sie sind aber auch kein Flughafen und kein architektonisches Wunderwerk. Seien Sie besser als Ihr Ruf und zeigen Sie, dass Ihre Zusagen verlässlich sind. Wir als Freiwillige haben unseren Teil dazu beigetragen, die Integration geflüchteter Menschen im Sozialraum zu ermöglichen. Jetzt sind Sie dran!
Mit freundlichen Grüßen Die Mitglieder von Freiwillige Helfen im Rathaus Wilmersdorf